Meine grosse Reise 2019 /2
Gesamtstrecke 365.53 Km
Woche 2
Von Mannheim - Worms - Plittersdorf - Speyer - Gimbsheim - Sankt Goar - Namedy / Andernach
YouTube:
https://youtu.be/zfJ7bD7xTOs
Sa 22. Juni 2019, Plittersdorf
Habe gut geschlafen, auch wegen meiner Matte, die ich gestern gekauft habe und unter die aufblasbare Matratze gelegt habe. Schläft sich doch schon besser. Aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Matratze Luft verliert. Hatte das Gefühl, am Morgen weniger Luft darin zu haben. Wie auch immer, hoffentlich wird es nicht schlimmer.
Das üblich Ritual am Morgen und dann wieder Brötchen holen, Frühstücken. Das Highlight, mein neuer Gaskocher, der etwas zu gross geraten ist. Auch teste ich die Milchpulver, die ich aus der Schweiz mitgenommen habe. Zur Sicherheit habe ich gestern Aufguss Kaffee mit integriertem Milchpulver gekauft.
Also Wasser in der Espresso Maschine aufkochen… Und was passiert, die italienische Espresso-Kanne sabbert. Gab mehr eine Sauferei als Kaffee. OK, die kommt auch ins Packet rein. Als Wasser in der Pfanne aufkochen, mit Filter und Kaffee abgiessen, Milchpulver rein und dann Kaffee geniessen…
Schade hat niemand mein Gesichtsausdruck fotografiert, als ich mir den ersten Schluck meines „leckeren“ Kaffees genehmigte. Wie soll ich sagen, man kann ihn trinken, wenn man auf Kaffee Entzug ist, aber … igitt, grumpf wääh. Also Kaffee zu dritten, mit Aufguss Kaffee.
Na endlich, der schmeckt wenigstens, wenn auch nicht nach feinstem Kaffee. So lässt es sich doch leben. Und so genoss ich dann endlich das Frühstück.
Danach als erstes die beiden Beutel Milchpulver in den Komposteimer leeren, vom Campingplatz. Hoffentlich haben die Insekten, Würmer darin kein Problem mit dem Zeugs oder sind wenigstens nicht wählerisch.
Der Vormittag scheint vom Wetter durchzogen zu sein, etwas bewölkt. So machte ich das Packet fertig, verschloss es und versah es mit der Adresse. Danach machte ich mich auf den Weg ins Dorf Plittersdorf (der Campingplatz lag ca1 Km ausserhalb von dem Ort), schaute noch bei Nadine und Mona Vorbei. Die gaben mir noch 2 Briefe mit zum Versenden. War gespannt, wie schwer das Packet war, hatte schon etwas Gewicht. Es waren um die 8 Kg, ca. 20 €. Dennoch hatte ich das Gefühl, als ich zurück kam, ich habe immer noch genug Material für unterwegs. Egal, jetzt erst mal Wäsche waschen. Dafür gab es ja Die Waschmaschinen auf dem Campingplatz. Und um etwas Geld zu sparen, also 1.50 €, habe ich sie nur gewaschen. Dafür hat man ja eine Wäscheleine mit.
Danach liess ich den Tag auf mich zukommen lassen. Am Mittag ging ich in das Restaurant auf diesem Platz. Ich gönnte mir mal ein Mittagsessen. Auch hatte es einen Tauchshop und da ich bis vor ein paar Jahren tauchen ging, schaute ich da mal rein. Es kam schon etwas verlangen hoch, wieder tauchen zu wollen. Vielleicht sollte ich wieder mal anfangen damit, aber wenn man niemand hat zum tauchen…
Am späteren Nachmittag waren auf der einen Seite schwarze Wolken. Ich mag diesen Kontrast von Sonne und schwarzen Wolken. Und um 20 Uhr begann es dann auch zu regnen, nicht heftig aber genug. So verbrachte ich die restliche Zeit im Zelt, hörte dem Regen zu und betrachtete die Regentropfen aussen am Zelt, wie sie runter kullerten. Und so liess ich den Tag ausklingen.
Mo 24. Juni 2019, Plittersdorf
Nachricht WhatsApp, 12.44 Uhr:
Packet ist weg, 7,4 Kg, im Moment haben wir 32°. Morgen geht es weiter nach Norden.
Di 25. Juni 2019
Heute Morgen bin ich gut aufgestanden. Von den Problemen, die ich hatte, spürte ich nichts mehr. Auch der Toilettengang war wieder normal. Bin um 7 Uhr aufgestanden. Eilig hatte ich es nicht mit zusammen packen, da der Campingplatz erst um 9 Uhr aufgeht. Ich wollte mich unbedingt noch von Nadine und Mona verabschieden und deren Eltern. Musste ja auch noch die Platzgebühren bezahlen. Das heisst also um ca. 9.10 Uhr los fahren.
Heute wird ein heisser Tag, nach Wettervorhersage ca. 37°. Also all meine 4 Flaschen füllen und noch 3 Liter im Anhänger. Als ich alles zusammen gepackt habe, verabschiedete ich mich von den älteren Nachbarn. Dann schlenderte ich mit meinem Trailer langsam nach vorne an den Eingang. Leider erfuhr ich, das Mona an diesem Tag frei hatte, Mist. Trotzdem verabschiedete ich mich und das wegfahren viel mir im ersten Moment schwer.
Schon jetzt nach 9 Uhr war es warm. Ich genoss den Fahrtwind. Zum Glück leichter Rückenwind. Ich fuhr Richtung Mannheim. Ich hoffte, dieses mal Mannheim zu erreichen. Nach Plittersdorf, ca. 2 Km ausserhalb musste ich ein kurzes Stück nach unten fahren. Also auf die Bremsen drücken… Was ist nun los, die vordere Bremse hat kaum Bremswirkung. Als ich unten ankam, überprüfte die Bremse, schob ein Stück Papiernastücher zwischen die Bremsscheibe/Bremsbacke, drückte zu. Danach zog ich das Papiertuch raus und sah, dass es ein Fettfleck hatte. Ich roch daran. Was für ein Sch… , so nett es war, dieser ältere Herr hatte mir Öl gesprüht und die Bremsbacken hatten sich vollgesogen. Ich hoffte nur, wenn ich genug auf die Bremsen drücke, dass die Bremswirkung mit der Zeit besser würde und das Öl verdampft oder wie auch immer. Also bremste ich bei geraden strecken immer dann, wenn ich musste mit der Vorderen Bremsen, was zu einem laaaaangen Bremsweg führte.
Am Mittag war es schon recht heiss. Ich hätte wohl ausgiebiger frühstücken sollen. Aber ich hatte Angst wegen Gestern. Trotzdem hatte ich kaum Hunger, aber viel Durst. Hatte schon etwa 3 Liter getrunken. Aber was in diesem Moment das schlimmste war, ich hatte vergessen, eine andere Route über Karlsruhe zu suchen. So kam es, wie es kommen musste… meine Lieblingsbrücke, das Hochwasserperrtor über den Rhein, wo ich wie, man könnte bald schon sagen, gewohnt alles ab und aufpacken musste. Aber es war zu heiss, um sich zu ärgern. Kostete mich einfach enorm viel Energie.
Später bin ich eine lange Strecke, die ich eben schon mal gefahren bin, entlang des Rheins gefahren. Man bekam ihn kaum zu sehen, aber schöne Strecke nach Speyer, Richtung Mannheim. Das schlimme in diesem Moment war nur, dass ich ständig in der prallen Sonne fuhr, Kaum Schatten. Das laugte mich langsam aus und zehrte an meinen Kräften.
Um ca. 17.30 ging mir die Flüssigkeit aus. Demnächst kam Speyer. Da wollte ich nach Flüssigkeit schauen. In diesem Moment dachte ich an die Schweiz, nicht das Land eigentlich, sondern weil da an jeder Ecke ein Brunnen kommt. In Deutschland scheint die eine Rarität zu sein. Als ich in Speyer ankam, war ich schon so was von Dehydriert, dass ich nicht mehr klar denken konnte und einfach weiter fuhr. Kurz nach dem Städtchen sah ich, dass in der Nächste ein Campingplatz kam. Also bog ich einfach zu einem Reithof, wo in diese Richtung ging, nach links ab. Kurz bevor ich dort ankam, musste ich vom Fahrrad absteigen, ging in die Knie. Meine innere Stimme sagte mir, nicht absitzen. Also zwang ich mich nochmals aufs Rad und fuhr weiter. Beim Reithof fragte ich nach dem Weg und die Frau erklärte mir ihn. Durfte über ihren Feldweg fahren.
Als ich am Campingplatz Speyer ankam, war die Begrüssung sehr nett, „Ah da kommt eine Frau“. Doch dies war für mich 2 ranging. Kaum abgestiegen, sass ich auf dem Boden und mir schossen kurz die Tränen in die Augen. Sofort gab mir die Camping Besitzerin eine kleine Wasserflasche, die im nu ausgetrunken war. Sie mahnte mich, nicht zu schnell zu trinken. Danach erledigte ich das anmelden und bezog fix und fertig mein Platz. Ich trank dann noch etwa 2 Liter Wasser und sehr langsam erholte ich mich. So langsam hatte ich noch nie das Zelt aufgebaut. Nachbarn luden mich danach noch ein, etwas zu trinken, sie haben den Vorfall mit bekommen.
Und es waren doch wieder 99.7 Km. Wie ich die zustande bekam, weiss ich nicht. Ich weiss nur, das war knapp und dumm von mir gewesen, ohne Unterbruch in der Prallen Sonne zu fahren. Denn neben der Fahrweg war ja ständig ein Wald, wo ich pause machen hätte können, oder so ( siehe auch Rubrik Essen ).
Ich habe die Situation komplett falsch eingeschätzt. Also kochte ich noch Reis mit Gemüse und Fleischbällchen, damit ich wieder Ballaststoffe in den Körper hatte. Am Morgen habe ich nur 2 Scheiben Brot mit Marmelade und einen Kaffee getrunken, viel zu wenig. Mittags gar nichts gegessen, was normal nicht ungewöhnlich ist. Ausserdem hatte ich mir keinerlei Pause gegönnt. Also alles falsch gemacht, was man nur an so heissen Sommertag falsch machen kann.
Trotzdem habe ich mich gut erholt und schlief im Zelt auch gut ein.
WhatsApp Nachricht:
„Mir geht es gut, gerade so. Habe noch nicht nach gesehen, aber ca. 93 Km, davon 80 Km in der Sonne. 8 Liter ca. getrunken, viel zu wenig. Ausser jetzt und Morgenessen nichts gegessen. Kurz vor Ankunft Campingplatz fast zusammen gebrochen, Hals schürte es zusammen, 2-3 Tränchen weggedrückt. Langsam erhole ich mich wieder. Trinke noch ca. 2 Liter“.
Mi 26. Juni 2019
Bin heute Morgen erholt aufgestanden. Spürte noch ein wenig die Erschöpfung von Gestern. Ein Freund und meine Pflegeelter meinten, ich sollte noch einen Tag Pause machen. Da ich mich aber schon wieder recht gut fühlte, zog es mich weiter. Ausserdem wollte ich nicht schon wieder eine Pause einlegen, die hatte ich genug. Also packte ich alles zusammen und füllte wieder meinen Wasservorrat auf. Danach frühstückte ich ausgiebig, Müslirigel, Brot mit Wurst, Kaffee, 1 Apfel.
Aufbruch, es war um 6.30 Uhr, hängte ich wie gestern vereinbart den Schlüssel an die Tür beim Eingang (Später, damit ich es nicht vergesse, hatte ich per Mail mich bei ihr für die Hilfsbereitschaft und netten Empfang bedankt). Also wieder auf die Strecke, wo fast keine Bäume vorhanden sind. Es war noch angenehm kühl zum Fahren, ich kam auch gut voran. So gegen neun Uhr fuhr eine Frau mit Gepäck neben mir her und wir kamen ins Gespräch. Sie hiess Miriam und kam aus dem Süden, nähe Stuttgart. Wir verstanden uns so gut, dass wir gemeinsam weiter fuhren. Um die Mittagszeit kamen wir in Mannheim an, wo Miriam sich Postkarten besorgte zum Schreiben für ihre Familie. Das ist heute nicht so einfach zu finden, wo kaum mehr jemand Postkarten sendet.
Um kurz vor 15 Uhr fanden wir einen kleinen Laden. Ich legte meine teure Sonnenbrille mit integrierter Korrektur Sichtgläser auf die hintere Tasche, Helm an den Lenker. Dan gingen wir rein und ich kaufte mir noch Fruchtsaft und 2 Liter Wasser, sie u.a. ein Brot. Hatten Glück. Um 15 Uhr schliesst der Laden, dennoch wurden wir freundlich bedient. Kaum draussen. Schloss der Laden. Also Helm auf, aufs Fahrrad und los geht’s.
Wir fuhren für uns eine Interessante Strasse links runter, die vor einem Feld endete. Der Feldweg war richtig sandig und wir schoben lachend unsere Fahrräder übers Feld. Nach eine halben Stunde kamen wir auf der anderen Seite an und endlich wieder Radweg. Kurz bevor wir Pause machten, sagte ich zu Miriam, da war doch noch was… Ich überlegte angestrengt, hielt mit ihr an und dann… vorsichtig schaute ich auf die hintere Gepäckträgertasche. Nein da war keine 1000.- sFr teure Sonnenbrille mehr. Sie hatte ein richtig schlechtes Gewissen. Aber alles zurück zu fahren machte kaum Sinn, die konnte überall sein und wahrscheinlich habe ich sie im Feld verloren. Wir wägten ab und kamen übereinstimmend zum Entschluss, dass ich die kaum mehr finden würde. Ich beruhigte sie, alles halb so schlimm. Innerlich tat es schon weh. Aber ich wollte nicht, dass wir uns trennen, nur damit ich eventuell die Sonnenbrille wieder finden würde. Ausserdem wusste ich nicht genau, wo wir unsere Räder lang geschoben haben. Das mit ihr kann mir niemand nehmen, eine Sonnenbrille ist ersetzbar.
Um 16 Uhr machten wir eine Stunde Pause. Sie meinte, das ist der heisseste Moment, wo man rasten solle. Irgendwann nach Mannheim, Richtung Worms fanden wir am Rhein einen schönen Platz, hinterm Deich. So sah man uns kaum. Wir stellten die Zelte auf, zogen unser Badekleid an und da bemerkte sie, dass ich wieder überhitzt war. Ich erzählte ihr von gestern. Sie erklärte mir, dass sie Krankenschwester sei und ich sofort in den Rhein stellen soll, nicht schwimmen. Mir kam es auch ein klein wenig Hoch. Als ich im Wasser stand, ich glaubte nicht, wie schnell sich der Körper abkühlte. Es reichte schon, bis über die Knie im Wasser zu stehen. Trotzdem sollte ich nicht schwimmen gehen, einfach mich hinsetzen und die Füsse weiter im Wasser lassen. Das tat so gut. Eine weitere Erfahrung, die für mich sicherlich wertvoll für neue Touren sind. Das hätte ich schon gestern tun sollen. Gelegenheit hatte ich dazu. Trotzdem genoss ich es, mit Miriam zusammen zu sein. Es war ein Moment, ein Tag mit Ihr, die Gefühle usw. , die ich nicht kannte und sich einfach sehr angenehm anfühlten.
Nachdem sie ausgiebig im Rhein geschwommen war, Gingen wir zu den Zelten zurück und zogen uns um. Dann setzten wir uns an den Rhein und machten es uns gemütlich, assen tranken gemeinsam was. Hatten tolle Gespräche.
Aber wo Wasser ist, es heiss ist, da hat es auch Mücken. Wieder wurde ich von Mücken überfallen und Miriam reichte mir schnell einen Mückenspray. Danach war es angenehmer. Wie ich hörte, war ein Helikopter, der die Gewässer mit Bio abbaubaren Mitteln besprühte ausgefallen. Das mittel verhindert, dass die Mücken schlüpfen können. Scheinbar hat es in Deutschland nur einen Helikopter, grins.
Später verzogen wir uns in die Zelte, auch wegen den Mücken und schnackten noch etwas durch die Zelte. Dann war Feierabend.
Do 27. Juni 2019
Bin heute gut mit Miriam aufgestanden. Der Tag verspricht wieder wunderschön und heiss zu werden. Ein paar Meter weiter war eine Bank, wo wir uns hinsetzten und frühstückten. Dann packten wir langsam unser Zelt zusammen, packten alles ans Fahrrad, respektive bei mir in den Anhänger und Fahrrad. Und weiter ging die gemeinsame Reise. Miriam schenkte mir eine Billig Sonnenbrille, die sie nicht gebraucht hatte. Ach wie nett, hat mich sehr gefreut.
Heute fühlte ich mich wieder richtig gut. Wir kamen heute gut voran, auch die Trittfrequenz war sehr gut. Ausserdem leichten Rückenwind. Und dann plötzlich sahen wir Störche. Wir mussten einfach anhalten, um ihnen zu zusehen und Fotos zu machen. Es sind wunderschöne Tiere und wie sie mit den Schnäbeln klapperten.
In Mainz sind wir noch etwas zu Essen und Trinken kaufen gewesen. Ich genoss es mit Miriam unterwegs zu sein und auch das schöne Wetter. Danach fuhren wir weiter. Irgendwo trafen wir einen älteren Mann, der war speziell. Wo das war, weiss ich nicht mehr genau. Er hatte überall Bänder, wie er uns sagte, von Zeitungen vertragen. Dann erzählte er uns eine halbe Stunde lang Geschichten von der Umgebung und der Vergangenheit. Es war herrlich, ihm zuzuhören. Leider sind die Fotos von Ihm verloren gegangen, was sehr schade ist. Es war so ein interessanter Mensch. Uns war es ein wenig unangenehm, ihm sagen zu müssen, dass wir noch etwas weiter fahren wollten. Dennoch waren wir uns einig, diesen Moment wollte wir nicht missen.
Später um ca. 16 Uhr machten wir an einem Schattigen Platz rast. Da waren so schöne Liegen, wo wir es uns eine Stunde gemütlich machten, bevor wir weiter fuhren. Wir sind sogar etwas eingenickt. Als wir wieder los fuhren, war bei mir alles im grünen Bereich. Ja rasten, genug trinken, das macht schon viel aus.
Da war am Rhein ein kleiner Rastplatz, wo wir uns es gemütlich machten. Wir erzählten uns voneinander und assen eine Kleinigkeit. Dabei teilte sie mir mit, dass morgen ihr letzter Ferientag ist und sie noch Köln erreichen möchte. Also vereinbarten wir, dass wir soweit wir kommen, fahren würden. Schön wäre es, wenn wir die 100 Km erreichen würden. Dann hätte sie nur noch 150 Km vor sich. Klar, da konnte ich nicht mithalten, musste ich auch nicht.
Also, weiter geht’s. Ein paar 100 Meter weiter vorne, an der Bahnstrecke kamen wir an dem Schloss, Burg Rheinstein bei Trechtingshausen vorbei. Der Standpunkt war nicht so optimal, um das Schloss zu sehen. Danach kam ein schöner Rastplatz. Daneben stand die Clemenskapelle . Und wieder weiter geht’s.
Und dann um 20 Uhr kamen wir in St. Goar an, genau 100 Km. Wir klatschten uns die Hände. Am Rhein unten sahen wir eine Wiese mit Tischen, da machten wir uns es gemütlich. Da ich aber schon etwas erschöpft war, man merkt, dass ich nicht mehr die jüngste bin, schaute sich Miriam um, wo wir übernachten könnten. Sie ging noch schnell sich an der Strasse oben bei der Toilette frisch mache. Sie brachte noch Brombeeren mit, die sie gefunden hatte. Die assen wir zum Dessert.
Danach lehnten wir unsere Fahrräder an den Baum und verschlossen sie gut. Es ist auch schön, im Schlafsack am Rhein zu schlafen, die Geräusche wahr zu nehmen, der Klang der Schiffe und Rhein zuzuhören und einfach die Gegend, den klaren Nachthimmel zu geniessen. So schliefen wir dann gemeinsam beieinander in unseren Schlafsäcken ein.
Fr 28. Juni 2019
Heute Morgen bin ich kurz vor 6 Uhr mit Miriam aufgestanden. Zuvor wälzten wir uns noch etwas in den Schlafsäcken und quasselten gegenseitig irgendwas vor uns hin. Wir hatten dann alles zusammen gepackt und danach zusammen Gefrühstückt. Es war ein ruhiges Frühstück und Abschieds-Stimmung. Jedenfalls ging es mir so. Als wir fertig mit Essen waren, verstaute Miriam noch den Rest. Ich war da langsamer, irgendwie wie in Trance. Dann umarmten wir und verabschiedeten uns. Wie gesagt, sie wollte noch Köln erreichen, ca. 150 Km. Es war ihr letzter Ferientag und ich würde es nicht schaffen.
Als sie los fuhr, schaute ich ihr noch hinterher, danach machte ich mein Fahrrad auch fertig mit packen und fuhr los. Irgendwie war eine kleine Leere in mir, denn es waren 2 wunderschöne Tage mit ihr. Irgendwie vermisse ich sie. Den ganzen Tag an verschiedenen Orten dachte ich, da ist sie auch durch gefahren, oder wann ist sie da durch gefahren, wo ist sie gerade.
Über WhatsApp Fragte mich eine TS-Freundin aus Hannover nach mir: „Geht’s dir gut? Wollen wir heute Abend mal telefonieren, wenn du dein Lager aufgebaut hast?“ Ich gab ihr Antwort, das ich sehr gerne mit ihr am Abend telefoniere.
Trotzdem genoss ich den Tag, genoss die Eindrücke und ab und zu dachte ich über mich und mein Leben nach, beim Radeln. Etwas sorge machte ich mir, dass ich bis anhin kein Geld abheben konnte, keinen Geldautomaten für meine Karte gefunden hatte. Doch am Mittag fand ich einen Geldautomaten mit dem Plus Zeichen. Mir viel ein Stein vom Herzen. Ohne Geld unterwegs zu sein ist nicht das Ware.
Mein Hinter machte heute schon von Anfang an nicht so mit, wie ich es gerne gehabt hätte. Waren gestern auch einige Kilometer, die ich mit Miriam gemacht habe. Trotzdem war es herrlich, am Rhein entlang zu fahren. Als ich dann am späteren Nachmittag wieder eine Pause eingelegt hatte, dachte ich über meine Reise Vorbereitung nach. Und da viel es mir erst auf, dass ich trotz Aufruf im Facebook, YouTube keine einzige Transfrau gefunden hatte, die Gerne mit mir kommen würde oder gerne Fahrrad Touren machen würde. Bin ich da eine große Ausnahme? Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich nicht so gerne schminke, eher das Natur Mädchen war. Bin ja auch mit Milchschafen, Katzen, Kühe und Hühner aufgewachsen. Vielleicht muss das so sein.
Am Abend fand ich einen tollen Platz. Gleich dachte ich daran, der wäre für Miriam und mich perfekt gewesen, zu übernachten. Es hatte eine kleine Hütte, da konnte ich gut mein Fahrrad darunter stellen und nur im Schlafsack schlafen. Ausserdem hatte es Tische, wo ich mich hinsetzen konnte.
Etwas später machte sich Einsamkeit breit, nicht ganz so wie letztes Jahr in der Gegend Klanxbüll, aber ich fühlte mich schon sehr alleine. Mir fehlte Miriam. Aber ich konnte im Laufe des Abends eine Spaziergängerin, die mit ihrem Hund unterwegs war, etwas plaudern. Das half etwas, die Einsamkeit zu vertreiben. Später telefonierte ich noch über WhatsApp mit Katarina, eine Transfrau aus Elze D. Auch das half.
Als ich dann schon im Schlafsack lag, schon fast am Einschlafen war, kam ein Mann mit Fahrrad vorbei. Es stellte sich heraus, dass es ein obdachloser war. Wir plauderten noch etwas, während er sein Bier trank. Es war schön, mit ihm zu plaudern, auch wenn ich tot müde war. Für mich war es wichtig, ihm zuzuhören, auch wenn er angetrunken war. Damit möchte ich den Respekt gegenüber ihm zollen. Später gab ich ihm meine Pfandflaschen und Pfanddosen und irgendwann ging er. Zuvor lud er mich noch für den nächsten Morgen auf einen Kaffee ein. Er wollte am Morgen mir den Kaffee bringen, doch ich sagte, ich trinke nur Wasser. Ich urteile nicht über einen Menschen und sein Leben. Doch… tut mir leid, aber der Mann war ungepflegt und hatte so einen netten Geruch an sich. Da wollte ich lieber meinen eigenen Kaffee trinken. Als er weg war, schief ich dann endlich ein. Erwachte 1 mal in der Nacht, aber schlief gleich wieder ein. Angst hatte ich keine.
© by Bike Traveling